Streitkulturen

Was bedeutet es, wenn Expertise und wissenschaftliche Analyse keine selbstverständliche Autorität mehr beanspruchen können, sondern sich zunehmend einer ähnlichen Form von Elitenkritik ausgesetzt wie Journalismus oder Politik?

Foto von zwei Personen, die in ihren Fechtanzügen gegeneinander fechten
Foto: Micaela Parente

Wissenschaft heisst Debatte. Was lange eine Selbstverständlichkeit war, die in Preisverleihungsreden und Universitätsjahrbüchern beschworen, aber nie wirklich auf die Probe gestellt wurde, steht nun plötzlich in Frage - oder bedarf zumindest einer Neuinterpretation. Denn die Veränderungen der Debattenkultur, die derzeit das politische System erschüttern, erfassen auch die Wissenschaft.

Die AG Streitkulturen befasst sich vor diesem Hintergrund mit der Rolle der Wissenschaft im gesellschaftlichen Diskurs. Was bedeutet es, wenn Expertise und wissenschaftliche Analyse keine selbstverständliche Autorität mehr beanspruchen können, sondern sich zunehmend einer ähnlichen Form von Elitenkritik ausgesetzt wie Journalismus oder Politik? Fehlen heute große intellektuelle Figuren in der Öffentlichkeit, die Einfluss auf politische Debatten nehmen würden? Und wie ließe sich das ändern?

07.10.2023

Wissenschaft in der Debatte

Eine populäre Diagnose besagt, dass öffentliche Debatten heute polarisierter, hitziger und unversöhnlicher geführt werden als früher. Das soll für gesellschaftliche Großthemen wie die Covid-19-Pandemie, den Klimawandel oder den Überfall auf die Ukraine gelten, aber auch für kleinere und themenspezifischere Diskussionen wie um die Demonstrationen gegen das Kopftuchgesetz im Iran und die sich anschließende Protestwelle, den Antisemitismusskandal auf der documenta fifteen oder das Selbstbestimmungsgesetz.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind an vielen dieser Diskussion beteiligt. Sie werden als Expert*innen befragt oder bringen sich selbst in die Debatte ein. Während gerade im Zuge der Klimaforschung und der Covid-19-Pandemie die Rolle naturwissenschaftlicher und medizinischer Expertise in öffentlichen Debatten diskutiert wurde, wurde die Rolle der Geistes-, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften weit weniger beleuchtet. Diese Fächer weisen aber Besonderheiten auf, etwa hinsichtlich der Herausbildung eines fachlichen Konsenses.

Der Workshop geht den Fragen nach, was fachliche Expertise in diesen Fächern zu politischen Debatten beitragen kann und wo ihre Grenzen liegen. Er beleuchtet zudem die Funktionen und Konsequenzen der Beteiligung von Wissenschaftler*innen an diesen Debatten: Führt die Beteiligung von Wissenschaft zu einer Entpolarisierung und Versachlichung oder trägt sie sogar zur Polarisierung bei? Mit welchen Reaktionen müssen die beteiligten Wissenschaftler*innen rechnen, sowohl aus der Öffentlichkeit als auch aus der Fachcommunity?

21.05.2022

Workshop „Rezension, Peer-Review, Tweet. Alte Und Neue Qualitätsurteile In Der Wissenschaft“

Was verdient, veröffentlicht zu werden? Und was aus der Flut der Publikationen sollte man lesen? Wissenschaftliche Selektionsprozesse basieren ganz wesentlich auf Qualitätsurteilen über Forschung. Diese Qualitätsurteile können anonym sein, wie beim Peer Review, oder öffentlich, wie im Fall der Rezension. In jedem Fall sind sie Türhüter, die darüber bestimmen, welche Forschungsbeiträge Sichtbarkeit bekommen und welche nicht. Und: Sie sind selber Orte des wissenschaftlichen Streits: Wer wissenschaftlich ganz anderer Meinung ist, schreibt häufig nicht einen Artikel oder gar ein Buch, um seine Kritik zu äußern, sondern greift erst einmal zum Instrument der Rezension.

Bei ihrem Workshop wollen Mitglieder der AG Streitkulturen diskutieren, welche Normen diese Form der Auseinandersetzung prägen und wie sie sich verändern. Wie unterscheiden sie sich von Fach zu Fach? Wer darf wen kritisieren und wie wird die Kritik formuliert? Dabei planen sie drei Teile des Workshops mit unterschiedlichen Gästen.

2021

Cha(lle)nging perspectives mit Chantal Mouffe

Sprecher*innen

beteiligte Mitglieder

beteiligte Alumni / Alumnae

Aktivitäten

    • Workshop „Wissenschaft in der Debatte“

      Zur Rolle der Geistes-, Gesellschafts- und Rechtswissenschaften in politischen Debatten. Was sind Funktionen und Konsequenzen ihrer Teilhabe?

      Themen:

      eventBeginsOn
      07.10.23

      Veranstaltungszugang: Intern

      Berlin

    • Workshop „Qualitätsurteile in der Wissenschaft"

      Wissenschaftliche Selektionsprozesse basieren ganz wesentlich auf Qualitätsurteilen über Forschung. Diese Qualitätsurteile können anonym sein, wie beim Peer Review, oder öffentlich, wie im Fall der Rezension. In jedem Fall sind sie Türhüter, die darüber bestimmen, welche Forschungsbeiträge Sichtbarkeit bekommen und welche nicht. Und: Sie sind selber Orte des wissenschaftlichen Streits. Im Workshop „Rezension, Peer-Review, Tweet. Alte und neue Qualitätsurteile in der Wissenschaft" wollen Mitglieder der AG Streitkulturen diskutieren, welche Normen diese Form der Auseinandersetzung prägen und wie sie sich verändern. Geplant sind drei Teile des Workshops mit unterschiedlichen Gästen.

      Themen:

      eventBeginsOn
      21.05.22

      Veranstaltungszugang: Intern

      Berlin

    • Cha(lle)nging Perspectives Streitkulturen mit Chantal Mouffe

      Herzliche Einladung zum Vortrags- und Diskussionsabend der Arbeitsgruppe "Streitkulturen" und ihrem Gast Chantal Mouffe am Mittwoch, 24.3.2021 um 19 Uhr per Zoom.

      Themen:

      date
      18.03.21