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Die Juniorprofessur und das Emmy-Noether-Programm: Eine vergleichende Evaluationsstudie, neuer Anhang zum unveränd. Nachdruck von: Die Juniorprofessur: Eine Bilanz ihrer Umsetzung

Stellungnahme

Jörg Rössel, Katharina Landfester
Berlin 09.09.04

Als ein typisches Problem von Evaluationsstudien wurde auch bei der im Juli 2003 erschienenen Studie zur Juniorprofessur deutlich, dass für die Beurteilung der Zielerreichung häufig keine geeigneten Kriterien oder Vergleichsmaßstäbe vorliegen. So wurde z. B. mit der Einführung der Juniorprofessur auch das Ziel der Förderung von Frauen in akademischen Karrieren verbunden. Hier zeigte sich, dass unter den Juniorprofessoren ungefähr 30 % weiblich waren, doch ist diese Zahl schwer zu bewerten, solange keine Daten über Wissenschaftlerinnen in einer vergleichbaren Situation vorliegen.

Diesem Problem der Festlegung von geeigneten Kriterien wollen wir in dieser Studie empirisch begegnen, indem eine Vergleichsgruppe von Nachwuchswissenschaftlern als Maßstab gewählt wird. In einer von der Arbeitsgruppe Wissenschaftspolitik der Jungen Akademie durchgeführten Nachfolge- und Vergleichsstudie wurde daher die Situation der Nachwuchsgruppenleiter im Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) untersucht. Beim Emmy-Noether-Programm handelt es sich um einen weiteren möglichen Weg für Nachwuchswissenschaftler in Deutschland, um die Qualifikation für eine Berufung als Hochschullehrer zu erhalten. Es stellt damit eine Alternative zur Juniorprofessur dar. Diese Nachwuchsförderung richtet sich ebenfalls an junge Nachwuchswissenschaftler kurz nach der Promotion. Während die Zahl der Juniorprofessoren gegenwärtig laut BMBF bei etwa 600 liegt, so werden durch das Emmy-Noether-Programm gegenwärtig ca. 250 Wissenschaftler gefördert.

Die Förderung im Emmy-Noether-Programm ist in zwei Phasen gegliedert, für die die Nachwuchswissenschaftler sich jeweils bewerben müssen. Die erste Phase besteht aus der Förderung eines zweijährigen Auslandsaufenthaltes und beinhaltet damit bereits eine Verankerung einer Postdocphase. In der zweiten Förderungsphase arbeitet der von der DFG geförderte Wissenschaftler als Leiter einer Nachwuchsgruppe in Deutschland. In der hier vorliegenden Umfrage wurden ausschließlich solche Nachwuchsgruppenleiter befragt. Ähnlich wie bei der Juniorprofessur ist auch mit dem Emmy-Noether-Programm die Zielsetzung verbunden, die Forschungslandschaft in der Bundesrepublik für deutsche Wissenschaftler im Ausland und für ausländische Wissenschaftler attraktiver zu machen. Insofern liegen genügend Strukturähnlichkeiten zwischen den beiden Programmen vor, um die Emmy-Noether-Förderung als Vergleichsmaßstab für die Juniorprofessur zu verwenden. Die in der ersten Juniorprofessurstudie von 2003 untersuchten Kriterien werden auch hier wieder als Leitfaden verwendet. Zwei der vom BMBF genannten Kriterien, die Schaffung von 6000 Juniorprofessuren und die Stärkung der Leistungsorientierung des Hochschulsystems, werden wir hier nicht weiter untersuchen: das erste Kriterium zielt allein auf die Juniorprofessur und für das zweite liegen keine direkten Indikatoren vor, so dass auf diesen Aspekt in der folgenden Studie verzichtet wird. Auch drei der von der AG Wissenschaftspolitik der Jungen Akademie genannten Kriterien – klare und transparente Evaluationskriterien zu schaffen, den Tenure Track einzurichten und die hochschuldidaktische Ausbildung zu fördern – werden hier nicht weiter berücksichtigt. Die beiden ersten Kriterien zielen allein auf die Juniorprofessoren ab und für die Förderung der hochschuldidaktischen Ausbildung liegen für das Emmy-Noether-Programm keine Indikatoren vor. Damit können aber immerhin noch folgende neun der bisherigen Kriterien systematisch zwischen den Juniorprofessoren und den Emmy-Noether-Kandidaten verglichen werden:

I. Die vom BMBF formulierten Kriterien

  1. Habilitationsollüberflüssigwerden

  2. SenkungdesErstberufungsalters

  3. MehrSelbständigkeitfürNachwuchswissenschaftler

  4. Erhöhung des Frauenanteils

  5. ErhöhungderInternationalität

II. Von der AG Wissenschaftspolitik der Jungen Akademie formulierte Kriterien

  1. Stärkung der Postdoc-Phase

  2. StriktesHausberufungsverbot

  3. Begrenzung von Lehr- und Prüfungsverpflichtungen

  4. Gewährleistung einer wettbewerbsfähigen Ausstattung

Bei der Umsetzung dieser Kriterien werden die Ergebnisse der Umfrage unter Emmy- Noether-Nachwuchsgruppenleitern mit den Ergebnissen aus der Juniorprofessurstudie verglichen. Im Folgenden sollen nun zunächst die Vorgehensweise (Abschnitt 2) und anschließend die Ergebnisse der Studie (Abschnitt 3) präsentiert werden.

beteiligte Alumni / Alumnae

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