Was wollen wir wissen?

Buch

Die Junge Akademie
Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 23.10.05

Akademische Preisfragen sind Kinder der Aufklärung. Keine Akademie, die etwas auf sich hielt, versäumte es im 18. Jahrhundert, einem gebildeten Publikum Fragen der Zeit zu stellen, um mit den Antworten dasselbe gebildete Publikum zu belehren und gelegentlich auch zu amüsieren. Im 19. Jahrhundert beteiligten sich die organisierte öffentliche Meinung und die Industrie am Fragenstellen, das sich mehr und mehr wissenschaftlich gebärdete. Zur klassischen Frage "Was ist Aufklärung?" gesellte sich am 1. Januar 1900 die Frage des Stahlkonzerns Krupp: "Was lernen wir aus den Prinzipien der Descendenztheorie in Beziehung auf die innerpolitische Entwickelung und Gesetzgebung der Staaten?" Interdisziplinarität und verbranntes Menschenfleisch lagen in den Antworten geborgen. Im 20. Jahrhundert ist das öffentliche akademische Fragenstellen mehr und mehr aus der Mode geraten. Die Akademien arbeiten, lange Zeit. Für Fragen haben sie keine Zeit.

Die Junge Akademie möchte nicht an eine Tradition anknüpfen. Dazu fühlt sie sich nicht berufen, und dafür fehlt ihr auch der Glaube daran, dass heute noch durch Preisaufgaben die wissenschaftliche Erkenntnis gefördert werden könnte. Aber die Junge Akademie ist neugierig. Sie will versuchen, den viel beschworenen und in ihrem Gründungsstatut als Aufgabe verankerten Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft auf eine neue alte Weise anzufachen. Einmal im Jahr, mit einer Preisfrage. Die Antworten, die wir bis zum 31. Dezember des Jahres erhoffen, mögen die Formen annehmen, die den Antwortenden angemessen erscheinen: ein Experiment, eine wissenschaftliche Abhandlung, ein Essay, ein Gedicht, ein naturwissenschaftliches Paper, eine Erzählung, jeweils kürzer als 30.000 Anschläge und in deutscher Sprache. Oder aber eine Komposition, ein Bild, eine Fotografie, ein Video, eine Installation, eine Skulptur. Mischungen aller Art sind willkommen. Teilnehmen kann jeder aus aller Welt, mit Ausnahme von Mitgliedern der Jungen Akademie. Die Beiträge dürfen weder veröffentlicht noch ausgestellt worden sein.

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