Rebellion und Revolution

Ausgabe #24

Magazin

Miriam Akkermann, Caspar Battegay (Hrsg.)
01.09.17

Eine Nagellackfirma warb vor einiger Zeit mit ihrer Nail Revolution Collection. Sie machte die Revolution zu einer bloßen Variation eines Schönheitsprodukts und befreite den Begriff damit von seiner politischen und gesellschaftlichen Bedeutung. Dabei gibt es heute durchaus noch radikale politische, gesellschaftliche, aber auch wissenschaftliche Umbrüche. Die Mitglieder der Jungen Akademie analysieren diese nicht nur, sondern gestalten die Veränderungen mit oder befördern sie gar. So entwickelt etwa die Informatikerin Jessica Burgner-Kahrs mit ihrer Forschungsgruppe neuartige Roboter, die in nicht allzuferner Zukunft die Chirurgie „ganz grundsätzlich revolutionieren“ werden. Nachzulesen im Interview ab Seite 20.

Aber was ist überhaupt eine Revolution? Die Idee zu diesem Dossier beruht auf einer Veranstaltung der Jungen Akademie im Rahmen des Salon Sophie Charlotte der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Die Beiträge thematisieren unterschiedlichst Revolutionen: von jener des Kochens, der wohl radikalsten Revolution der Menschheitsgeschichte, über die politischen Umbrüche im Namen der Menschenrechte bis zu aktuellen Umwälzungen in der Kosmologie.

Das Wort „Revolution“ wurde in der frühen Moderne geprägt und bezeichnete zuerst die Bahnbewegung der Planeten. Erst mit der Glorious Revolution in England und der Französischen Revolution erhielt der Begriff die Bedeutung eines unumkehrbaren Prozesses. Dieses Bewusstsein eines irreversiblen Systemwechsels spielte auch eine Rolle in der ägyptischen Rebellion 2011. Evelyn Runge beschreibt, wie die sozialen Medien während der Arabellion von Aktivistinnen und Aktivisten genutzt wurden und wie sich seither die Produktionsbedingungen im Fotojournalismus verändern.

Aufstände und Putsche können auch gefährlich, ja existentiell bedrohlich werden. Augenscheinlich wird dies derzeit in der Türkei: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wurden entlassen oder sitzen im Gefängnis. Doch ist die Wissenschaftsfreiheit auch im demokratischen Westen bedroht? An vielen Orten weltweit hat 2017 der March for Science stattgefunden: Statt in Labors oder in Bibliotheken standen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der Straße, um lautstark auf die Wichtigkeit der freien Forschung für die freie Gesellschaft aufmerksam zu machen. Der Jurist Florian Meinel argumentiert im Kommentar auf Seite 26 und 27: Zur Verteidigung der Wissenschaftsfreiheit soll die Wissenschaft nicht nur protestieren, sondern vor allem demonstrieren, welchen Gebrauch sie von der Freiheit machen kann.

Mit dieser Ausgabe möchten wir Ihnen das revolutionäre Potenzial der freien Wissenschaft näherbringen und laden Sie dazu nun zu einem der revolutionärsten Akte der Weltgeschichte ein: zum Lesen!

Caspar Battegay

beteiligte Alumni / Alumnae

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      Hängebrücke auf dem Gipfel des Berges Ai-Petri, Krim im Nebel.
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      Unter dem Titel „Ungesagtes“ behandelt die aktuelle Ausgabe des Junge Akademie Magazins solche Aspekte, die man dem Objektivitätsideal von Wissenschaft als „subjektive“ Anteile eher gegenüber- und in Abzug stellen würde. Es geht einerseits um das, was das forschende Subjekt auf oft subtile Weise in die wissenschaftliche Arbeit hineinträgt: eigene Ansichten, Emotionen, Werte, den persönlichen Glauben. Andererseits ist der Einfluss alles Subjektiven auf menschliches Verhalten selbst auch Thema von Forschung.

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      Was wären die Wissenschaften ohne Streit – sind sie doch immer auch Wettstreit von Thesen, Methoden, Ideen. Davon ausgehend widmet sich die Ausgabe 26 dem Thema Streit aus verschiedenen disziplinären Perspektiven. Zudem werden aus einer Fülle historischer Streitfälle in der Wissenschaft Strategien für effektvolle Debatten zusammengestellt. Streiten lässt sich durchaus auch über die Neugestaltung des JAM, das mit dieser Ausgabe zum ersten Mal als Postermagazin erscheint.

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