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Junge Akademie Magazin #3
Ausgabe #03
Magazin
Liebe Leserinnen und Leser,
schließen Sie die Augen und stellen Sie sich zehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor: einen Biochemiker, einen Philosophen, eine Informatikerin, einen Historiker, einen Physiker, eine Geologin, einen Soziologen, eine Wissenschaftshistorikerin, einen Politikwissenschaftler und einen Virologen. Was haben Sie gesehen? Ältere Männer mit Nickelbrille und wuscheligen Haaren, weiße Kittel, Sakkoträger? Sicherlich nicht die zehn neuen Mitglieder der Jungen Akademie, die Ende Juni feierlich aufgenommen wurden. Was sich eine repräsentative Stichprobe von Bundesbürgern unter Wissenschaftlern vorstellt, erfahren Sie unter „Gesichter der Wissenschaft" ab Seite 12.
Wie haben wir unsere zehn neuen Mitglieder ausgewählt? Was kennzeichnet einen „herausragenden Nachwuchswissenschaftler"? Sicherlich würde man eine junge Frau mit vielen exzellenten Publikationen eher dazurechnen als jemanden mit wenigen mittelmäßigen. Dennoch sind wir der Überzeugung, dass sich die Qualität von Wissenschaft generell nicht vollständig „operationalisieren", also verlustfrei mit einfach und objektiv messbaren Größen abbilden lässt. Genau dies wird jedoch zunehmend versucht, siehe auch das Gespräch zur Messbarkeit von Wissenschaft ab Seite 4.
Zurück zu unseren Klischee-Wissenschaftlern. Sie müssen kein schlechtes Gewissen haben, wenn Ihnen bei dem Wort „Wissenschaftler“ zuallererst Albert Einstein eingefallen ist. Unsere Tendenz, in Stereotypen zu denken, ist vor allem eine nützliche Fähigkeit. Wenn Sie in einem Café sitzen und sich Ihnen eine Person mit einem kleinen Block in der Hand nähert, besteht die angemessene Reaktion darin, den Namen eines Getränks zu nennen. Und das schaffen Sie in der Regel ganz automatisch, auch wenn Sie sich gerade angeregt unterhalten. Dieser „Autopilot" erleichtert uns allerdings nicht nur das Leben, er beeinflusst auch unsere Handlungstendenzen. Lesen Sie weiter zur Verschmelzung von perception und action zu percaction ab Seite 10.
Die Mitglieder der Jungen Akademie engagieren sich in interdisziplinären Projekten. Das bedeutet, Wissenschaftler mit unterschiedlichem Hintergrund arbeiten an einem gemeinsamen Gegenstand. Die Arbeitsgruppe „Grenzen" beschäftigt sich beispielsweise mit vielen Arten von Grenzen, auch mit denen zwischen den Disziplinen. Andere Arbeitsgruppen reflektieren über die Wissenschaft selbst: Wie entscheiden verschiedene Disziplinen, ob etwas als gesichert gelten darf? Heureka!, Seite 16.
An die Öffentlichkeit wenden wir uns in diesem Halbjahr mit der Preisfrage 2005: „Wo bleibt die Zeit?“, mit unseren Vorträgen im Rahmen der Enzyklopädie der Ideen der Zukunft und natürlich mit dieser dritten Ausgabe des Junge Akademie Magazins. Neu in diesem Heft ist die Rubrik Essay. Anders als in unseren wissenschaftlichen Publikationen wollen wir uns hier die Freiheit nehmen, auch einmal Einzelmeinungen zu pflegen und Fragen unbeantwortet zu lassen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen,
Björn Falkenburger
Vorstandssprecher der Jungen Akademie
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