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Zur Zukunft von Forschungsratings
Statement
Das deutsche Wissenschaftssystem ist in den vergangenen Jahren auf bislang ungekannte Weise von einer "Evaluitis" befallen worden. Evaluationen bilden ein Kernelement des New Public Management, das an den Universitäten Einzug gehalten hat. Die Budgethoheit der Hochschulen, die leistungsorientierte Mittelzuweisung und die W-Besoldung mit ihren Zielvereinbarungen und Leistungskontrollen haben die klassischen Universitäten in Unternehmen verwandelt, die eigene Interessen an der Steigerung ihrer Produktivität und ihres Kapitals entwickeln.
Die Dramatik dieser Entwicklung ist hinlänglich bekannt. Die Junge Akademie hat etliche damit verbundene Erscheinungen, wie etwa die Orientierung an drittmittelfinanzierter Verbundforschung, bereits nachdrücklich kritisiert und auf die im Vergleich zur ex-post-Evaluation viel höhere Bedeutung guter Berufungsverfahren aufmerksam gemacht. Dass die Weichenstellung in Richtung rein betriebswirtschaftlicher Managementmethoden für viele Bereiche der Wissenschaft problematisch ist, bleibt eine Überzeugung der Jungen Akademie. Gerade wenn der Zug einmal abgefahren ist, ergibt sich aber die Frage: Was tun? Die "Pilotstudie Forschungsrating" des Wissenschaftsrats, deren erste Ergebnisse in diesen Tagen veröffentlicht werden, bietet eine willkommene Gelegenheit, sich mit diesem Problem zu befassen.
In seiner Pilotstudie hat der Wissenschaftsrat einige vielfach kritisierte Schwächen von Evaluationen überwunden. Zwei Einsichten zeichnen das exemplarisch für die beiden Fächer Chemie und Soziologie durchgeführte Forschungsrating aus. Erstens: Das Rating ist multidimensional angelegt; es erfasst verschiedene Aspekte der Qualität, des Impacts und der Effizienz von Forschung ebenso wie Nachwuchsförderung und Wissenstransfer. Zweitens: Das Rating ist disziplinspezifisch angelegt; die für das "informed peer review" verantwortlichen Bewertungsgruppen haben je eigene quantitative und qualitative Indikatoren für die genannten Dimensionen gebildet. Schon jetzt scheint sich abzuzeichnen, dass dieses Forschungsrating eine Selbstverständigung der betroffenen Fächer über Standards angeregt hat. Nachdem die Ergebnisse der Pilotstudie vorliegen, stellt sich für den Wissenschaftsrat allerdings die Frage, ob Forschungsratings nun auch für andere Fächer konzipiert und in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden sollten. Die folgenden Thesen verstehen sich als Beitrag zur Diskussion um diese Frage.
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