Freundschaft: Kalender 2022

Kalender

Berlin 07.12.21

Der Grundsatz, der am vollständigsten wahrem Recht entspricht, hat mit dem Wesen der Freundschaft zu tun.

Aristoteles (384–322 v. Chr.)

Freundschaft selbst habe Aristoteles in der gleichen „Ethik“ als „das Allernotwendigste zum Leben“ bezeichnet, schreibt Staatsanwalt und Jurist Fritz Bauer (1903–1968) als Schlusssatz in seinem Buch „Auf der Suche nach dem Recht“. Dieser Gedanke dient als Sprungbrett für den Wissenschaftskalender 2022 und bringt den Lesenden in ein tiefes Becken aus Moral und Ethik, Tugend und Bescheidenheit, Recht und Gerechtigkeit – Freiheit und Gleichheit.

So fragt die Physikerin und Sprecherin der Jungen Akademie Astrid Eichhorn in ihrem Beitrag „Freundschaften in der Wissenschaft in Zeiten virtueller Mobilität“, wie wichtig Freundschaften in der Wissenschaft für den Fortschritt sind. Auch der Architekt Benedict Esche geht in seinem Essay über „Das Band der Freundschaft“ dem Wesen der Freundschaft und des Netzwerks in seinem Fachbereich auf dem Grund.

Unterschiedliche Dimensionen von Freundschaft untersucht der Chemiker Robert Kretschmer. In seiner Betrachtung „Über Moleküle und Freundschaft“ vergleicht er Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Bindungen auf der mikroskopischen Ebene der Moleküle und der makroskopischen Dimension der Freundschaft. Der Musiker und Dramaturg Roman Lemberg wird konkreter und schreibt über die Alchemie der berühmten Künstlerfreundschaft zwischen Reynaldo Hahn und Marcel Proust, für den die freundschaftliche Bindung zu einem realistischen Ersatz für die ursprüngliche, „erste“ Bindung wird: die extrem idealisierte Symbiose von Mutter und Kind.

Evelyn Runge, Alumna der Jungen Akademie, wünscht sich in ihrem Text über die „Poesie der Fotografie“ mehr freundschaftliche Haltung in Wissenschaft und Kunst, die Idealvorstellung einer egalitären, freieren Gemeinschaftlichkeit. Und der Mathematiker Timo de Wolff schreibt über die „Freundschaft in der Mathematik“ und zitiert einen seiner Mentoren: „Eigentlich besteht unsere ganze Arbeit nur darin, dass wir ständig versuchen, unsere Freunde zu begeistern.“

Begleitet werden die wissenschaftlichen Betrachtungen durch sechs Werke des Schweizer Künstlerkollektivs CKÖ, das mit seiner Serie das Thema auf seine Art hinterfragt. „Transfer und Transformation“ beschäftigt sich mit der oft ersten Form einer Begegnung, dem Handschlag. Diese flüchtige, in Pandemiezeiten nicht mehr stattfindende Interaktion haben die Künstler in Materie gefasst. Porzellanabdrücke verkörpern den Raum, der zwischen zwei aufeinandertreffenden Handflächen entsteht. Er lebt als Geste durch ein zwischenmenschliches Ritual, formt sich für kurze Zeit, bleibt unsichtbar und ist doch untrennbar verbunden. Kann es ohne einen Raum zwischen uns überhaupt Freundschaft geben?

Als akademisches Kalendarium beginnt der Terminplaner mit dem Wintersemester 2021/22 und endet mit dem Wintersemester 2022/23 im März 2023. Feiertage der großen Weltreligionen sind genauso eingetragen wie nationale und internationale Feiertage.

So ist der Kalender der Jungen Akademie wieder ein praktisches Werkzeug, Inspiration und Aufforderung zum Denken gleichermaßen; und damit ein freundlicher Begleiter für das Jahr 2022.

Projekte
Themen

Kalender der Jungen Akademie

Hrsg. von Stefanie Büchner und Benedict Esche

Sechs fachspezifische Betrachtungen sechsteilige Werkserie von CKÖ: Transfer und Transformation Kalendarium von Oktober 2021 bis März 2023

Mitte/Rand Verlag Gestaltung: Niklas Sagebiel Softcover 224 Seiten

Erhältlich im Buchhandel und unter: mitte-rand.de

Mit Texten von: Astrid Eichhorn, Benedict Esche, Robert Kretschmer, Roman Lemberg, Evelyn Runge und Timo de Wolff

CKÖ

Sara Widmer und Daniel Lütolf agieren seit 2012 im Kollektiv, zunächst gemeinsam mit Georg Krummenacher und seit 2016 zu zweit in ihrem Atelier. Ihre oft raumgreifenden Arbeiten bewegen sich auf der Schnittstelle von Architektur, Stadt und Kunst. Als roter Faden durchzieht das Werk von CKÖ die Faszination für den Dialog und die Interaktion. Materialien können von Readymades über Baustoffe hin zu Textilien alles sein. Sara Widmer, geboren 1980, studierte an der Zürcher Hochschule der Künste in Paris, Helsinki und Köln und erwarb 2011 den Master of European Design. Daniel Lütolf, 1980 in Zürich geboren, absolvierte nach einer Ausbildung zum Hochbauzeichner von 2004 bis 2011 sein Architekturstudium mit einem Master an der ETH Zürich. Die Arbeiten des Schweizer Kollektivs sind im öffentlichen Raum und in Galerien, in Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen. CKÖ wurden bereits mit einer Reihe von Stipendien und Preisen ausgezeichnet. ckoe.ch

Mitte/Rand Verlag

Mitte/Rand ist ein inhabergeführter Verlag mit den Themen Architektur, Kunst und Gesellschaft. Der Name trägt dabei kein festes Programm, sondern den Anspruch in sich, zu vermitteln: von der Mitte zum Rand und umgekehrt. Zu den bisherigen Publikationen zählen neben dem Kalender 2021 – Vom Guten im Schlechten unter anderem der Abriss Atlas Berlin und der Kunstführer Marmor für Alle. mitte-rand.de

beteiligte Alumni / Alumnae

Weitere Publikationen