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Internationalisierung: Über ein Schlagwort im zeitgenössischen Wissenschaftsbetrieb
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Auf der Leipziger Buchmesse veranstaltet die AG Internationalisierung am 23. März eine Podiumsdiskussion zum Thema „Buchkulturen“. Womit beschäftigen sich die Mitglieder der AG außerdem?
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2016 wurde die AG Internationalisierung gegründet. Welche Fragestellungen behandelt ihr in der AG? „Internationalisierung“ gehört – neben „Interdisziplinarität“ und „Impact“ – zu den großen Schlagworten im zeitgenössischen Wissenschaftsbetrieb. Obwohl das Wort einen Prozess beschreibt, wird es meist im Kontext von Ambitionen, Zielen und Zukunftsprojekten verhandelt: raus aus der Provinz, rauf auf die Weltbühne. In der AG interessieren wir uns nicht primär für solche wissenschaftspolitischen Überlegungen oder für Zielformulierungen zur Internationalisierung des Wissenschaftsstandorts Deutschland. Vielmehr bemühen wir uns darum, zu reflektieren, inwiefern die Internationalisierung von Wissenschaftssystemen Denken und Erkenntnis in den Wissenschaften sowie die Wissenschaftspraxis selbst beeinflusst. Internationalisierung geschieht, aber was tut sie mit uns? Mit unserem Denken und Arbeiten? Mit den materiellen, institutionellen, konzeptuellen und sprachlichen Voraussetzungen, die unsere Forschung bestimmen?
Derzeit arbeitet ihr an einer Gesprächsreihe, den Internationalisierungsgesprächen. Worum geht es dabei? Die Podiumsgespräche laden dazu ein, Internationalisierung in der Wissenschaft anhand unterschiedlicher Themen in Forschung und Lehre öffentlich zu diskutieren und diesbezügliche Erfahrungen über Fächergrenzen hinweg auszutauschen. Darüber hinaus bemühen wir uns im Dialog mit ausgewiesenen Forscherinnen und Forschern, zum Beispiel Wissenschaftshistorikern und -soziologen, um eine analytische Erfassung des Prozesses.
Auf der Leipziger Buchmesse findet am 23. März das erste Internationalisierungsgespräch zum Thema „Buchkulturen“ statt. Was erwartet die Gäste? In unserer Diskussionsrunde „Buchkulturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften“ wollen wir uns auf einer der zentralen Buchmessen in Deutschland mit der Rolle und dem Status der wissenschaftlichen Monographie in den unterschiedlichen Wissenschaftssystemen beschäftigen. Wie die Auswahl unserer Diskutanten deutlich macht, gilt unser besonderes Interesse „Grenzgängern“ zwischen verschiedenen Sprachen, Wissenschaftskulturen und Schreibweisen: Sie haben alle in verschiedenen Ländern gearbeitet und sich in unterschiedlicher Art und Weise mit den internationalen und historischen Variablen im Metier wissenschaftlichen Schreibens (und Lesens) auseinandergesetzt. Mit Blick auf die vermehrt international orientierten Lebensläufe vieler Nachwuchswissenschaftler sind wir gespannt darauf zu hören, wie sie die Unterschiede zwischen verschiedenen Publikationsformen, Wissenschaftssprachen und akademischen Kulturen für ihr eigenes wissenschaftliches Arbeiten erleben. In unserer Podiumsdiskussion wollen wir dabei nicht die relativen Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme diskutieren, sondern vielmehr fragen, inwieweit die Globalisierung von Angebot und Sichtbarkeit prominenter Wissenschaftsverlage Veränderungen in den Wissenschaften bewirken. Wir wollen außerdem in umgekehrter Richtung erörtern, welchen Einfluss die Internationalisierung von Wissenschaft ihrerseits auf das Veröffentlichungswesen und die „Buchkulturen“ verschiedener Wissenschaftssysteme ausübt.
Welche weiteren Schwerpunkte habt ihr in der Gesprächsreihe gesetzt? Internationalisierung ist ein umfassender Vorgang. Die Themen sind daher weit gefächert. Geplant ist unter anderem ein Gespräch zu den globalen Asymmetrien in der internationalen Wissenschaftswelt. Dass Wissenschaft im internationalen Austausch und Wettbewerb steht, ist unbestritten. Klar ist aber auch, dass Forschung und Lehre im Rahmen nationaler akademischer Systeme organisiert sind. Universitäten und Wissenschaftspolitik begegnen den resultierenden Asymmetrien in der globalen Wissenschaftswelt mit diversen Internationalisierungsstrategien. Doch wer oder was ist eigentlich „international“? An welchen Vorbildern orientiert man sich? Umfassen die unterschiedlichen Begriffe von „Internationalität“ tatsächlich Wissenschaft weltweit oder nur ausgewählte akademische Systeme beziehungsweise bestimmte Universitäten oder Forschungsinstitute? Regionale Differenzen und Asymmetrien werden in dieser Hinsicht meist automatisch gleichbedeutend mit Ausschluss verhandelt. Umfasst „Internationalität“ also nur einen begrenzten Teil der globalen Wissenschaftswelt? Wo verlaufen die Trennungslinien in den globalen Hierarchien, wo befinden sich die Übergangszonen und wo bilden sich Nischen? Diesen und anderen Fragen möchten wir auf den Grund gehen.