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Wissenschaftsmanagement in der Jungen Akademie

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Eine Frau mit kinnlangen blonden Haaren, Brille und denklem Jacket lehnt an einer Steinsäule. Sie verschränkt die Arme vor dem Oberkörper. Im Hintergrund sitzen Menschen auf Stühlen.
Leiterin der Geschäftsstelle der Jungen Akademie, Marion Schulte zu Berge | Foto: Die Junge Akademie/Christof Rieken
16.05.18

Wie ist Wissenschaft in der Jungen Akademie organisiert? Und wer managt die Prozesse? Darüber sprach die Leiterin der Geschäftsstelle Marion Schulte zu Berge mit duz Wissenschaft und Management.

Die Frau mit dem Überblick

Marion Schulte zu Berge leitet seit November 2016 als Geschäftsführerin die Junge Akademie in Berlin. Nach der Promotion entschied sie sich für das Wissenschaftsmanagement. | Von Ingrid Weidner

Marion Schulte zu Berge hatte schon als Studentin ein klares Ziel: Sie wollte in die Forschung gehen und strebte eine wissenschaftliche Karriere an. Als studentische Hilfskraft hatte sie zwar erste Erfahrungen im Wissenschaftsmanagement gesammelt, doch sie wollte lieber selbst forschen. Nach dem Diplom in Geografie an der Universität Bonn wechselte sie an die University of Liverpool und begann dort ihre Promotion zum PhD. „Nach einem Jahr war mir sonnenklar, dass es nicht passt. Als Wissenschaftlerin bohrt man immer tiefere Löcher, vertieft sich in ein Thema. Ich bin aber Generalistin, mich interessieren Zusammenhänge, ich will den Überblick behalten“, erinnert sich Marion Schulte zu Berge.

Während der Doktorarbeit dachte sie über berufliche Alternativen nach. Für Schulte zu Berge war aber auch klar, dass sie wieder nach Deutschland zurückwollte. Eigentlich war die Politikberatung das Berufsziel der Geografin, doch dann entdeckte sie zwei Stellenanzeigen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Bonn und bewarb sich. „Ich wurde eingeladen und sie haben mich im Vorstellungsgespräch überzeugt, dass Wissenschaftsmanagement genau das Richtige für mich ist“, sagt die 37-Jährige und lacht über ihren Sinneswandel. „Ich habe es nicht bereut“, fügt sie hinzu. Auch mit klaren Karrierevorstellungen lohne es sich, über Alternativen nachzudenken und Gelegenheiten am Wegesrand wahrzunehmen, Plan A sei nicht immer der interessanteste, meint Schulte zu Berge. Während ihrer Arbeit für die DFG in Bonn lernte sie in zwei unterschiedlichen Positionen den Wissenschaftsbetrieb aus verschiedenen Perspektiven kennen. „Von außen stellt man sich den Job als Wissenschaftsmanagerin ziemlich verwaltungslastig vor, so ist es aber nicht. Ich habe bei der DFG tiefe Einblicke in das Wissenschaftssystem erhalten und viel über die Steuerung von Organisationen gelernt“, sagt Schulte zu Berge. Seit eineinhalb Jahren lenkt sie die Geschicke Geschicke der Jungen Akademie in Berlin. Um Fördertöpfe oder Drittmittel muss sie sich dabei nicht kümmern, denn finanziert wird das Netzwerk zu 90 Prozent aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Die verbleibenden zehn Prozent der Finanzierung teilen sich die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) und das Land Sachsen-Anhalt, in dem die Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle angesiedelt ist. Beide Institutionen teilen sich auch die Trägerschaft.

Die Junge Akademie bietet dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine intellektuelle Spielwiese. Jedes Jahr kommen zehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ihre Promotion abgeschlossen haben und sich um eine Professur bewerben, neu zum Netzwerk. In den fünf Jahren ihrer Mitgliedschaft in der Akademie stehen ihnen finanzielle Mittel zur Verfügung, um mit Kollegen aus anderen Fachdisziplinen gemeinsam Projekte umzusetzen. „Mein Arbeitsalltag ist unspektakulär“ sagt Marion Schulte zu Berge. Dinge wie E-Mails lesen und schreiben gehöre ebenso dazu wie sich mit Mitarbeitern absprechen. Als Geschäftsführerin kümmert sich Schulte zu Berge nicht selbst um Projekte, aber sie berät ihre Mitarbeiter, bringt ihre Erfahrungen aus der Wissenschaftspolitik ein, kümmert sich um übergeordnete Aufgaben und repräsentiert die Junge Akademie nach außen. Ihre Berufserfahrung bei der DFG hilft ihr dabei. „Ich bewege mich sicher auf dem Wissenschaftsparkett und bringe meine langjährige Erfahrung auf verschiedenen Ebenen ein.“ Politische Aspekte sind dabei genauso wichtig wie geordnete Verfahren bei der Vergabe von Aufgaben und Mitteln. Als Wissenschaftsmanagerin ist es ihr wichtig, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, Impulse für Projekte zu geben und Dinge zu ermöglichen.

Den Überblick behalten, als Generalistin arbeiten – diesen Berufswunsch konnte sich Marion Schulte zu Berge erfüllen. Genauso wichtig ist ihr, Führungsaufgaben wahrzunehmen, die sie als Geschäftsführerin mit sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie zwei studentischen Hilfskräften hat. „In der DFG ist Führung ein großes Thema. Ich habe Fortbildungen absolviert und kenne Tools, die mir weiterhelfen. Außerdem hatte ich gute Chefinnen und Chefs als Vorbild“, sagt Schulte zu Berge. An den Hochschulen sieht Marion Schulte zu Berge noch Nachholbedarf in Sachen Personalführung. Gerade wer größere Forschungsgruppen oder einen eigenen Lehrstuhl leite, konzentriere sich oft auf Inhalte und kümmere sich darum, dass sein Projekt vorankomme, wie gut der Wissenschaftler aber mit seinen Mitarbeitern umgehe, sei selten Thema. „Über Führung wird unter Nachwuchswissenschaftlern kaum gesprochen“, sagt Schulte zu Berge und ergänzt: „Personalführung kann sehr herausfordernd sein, ich mache mir viele Gedanken. Wenn Wissenschaftler das nicht lernen, stoßen sie an ihre Grenzen.“

Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift duz Wissenschaft & Management, Ausgabe 03/18 vom 13. April 2018.

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