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Was kann ein Kalender, was andere Formate nicht können?
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Regelmäßig veröffentlichen die Mitglieder der Jungen Akademie Kalender. Jonas Peters erläutert als Mitglied des Herausgeberteams die Besonderheit dieses Formats.
Mitglieder der Jungen Akademie veröffentlichen seit einigen Jahren Kalender zu unterschiedlichen Themen. Im aktuellen Kalender, der bereits der fünfte ist, formulieren Mitglieder und Alumni ihre offenen Fragen, weisen auf Schwierigkeiten in der Beantwortung hin und erläutern die Relevanz ihrer Forschungsfrage. Der Mathematiker an der Universität Kopenhagen Jonas Peters gehört zum Herausgeberteam und hat in einem Gastbeitrag für die Deutsche Universitätszeitung erklärt, was den besonderen Reiz dieses Formats ausmacht.
Teil unserer Arbeit als Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler ist es, den Stand wissenschaftlicher Erkenntnis darzustellen. Politische und persönliche Entscheidungen basieren allerdings selten ausschließlich auf gesicherten Erkenntnissen. Mindestens so wichtig ist deren Deutung. Ärzte zum Beispiel klären uns oft über Chancen und Risiken verschiedener Behandlungsmöglichkeiten auf und überlassen die Entscheidung dem Patienten. Hilft es uns nicht bei der Entscheidung, wenn die Ärztin zusätzlich ihre persönliche, auf ihren eigenen Erfahrungen beruhende Einschätzung abgibt, nicht nur den Forschungsstand? Zur Veröffentlichung wissenschaftlicher Deutungsvorschläge ist der herkömmliche Peer-Review-Prozess ungeeignet: Es geht ja gerade nicht darum, einen wissenschaftlichen Konsens wiederzugeben, sondern um die persönliche Empfehlung eines Forschers. Andere Formate eignen sich besser, auch weil sie Subjektivität erkennen lassen.
Deutungsvorschläge können etwa in Zeitungsartikeln mitgeteilt werden, auf öffentlichen Vorträgen oder in Interviews; Wochenkalender-Beiträge haben den Vorteil, dass sie weniger einfordern. Sie sind kürzer und prägnanter. Sie reißen Probleme an und laden zum Mitdenken ein. Sie bleiben über mehrere Tage beim selben Thema und geben dem Leser Zeit. Sie verlangen nicht, dass man sich sofort eine Meinung bildet, sondern erinnern, still, immer wieder an ein Problem. Sie sind grafisch aufbereitet und eine freundliche Erscheinung auf dem Schreibtisch. Wer würde schon gerne zwei Wochen lang auf denselben Zeitungsartikel schauen? In unserem aktuellen Kalender ‚Ich frag’ ja nur‘ geht es um ungelöste Probleme. Er enthält wissenschaftliche Fragestellungen, die die Mitglieder der Jungen Akademie als relevant erachten. Viele Wissenschaftler diskutieren in Kaffeepausen auf Konferenzen oder bei Arbeitsbesuchen, welche Probleme in den kommenden Jahrzehnten angegangen werden sollten. Es ist schade, wenn diese Einschätzungen nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Wir freuen uns über die positive Resonanz auf unsere Kalender. Sie zeigt, dass Interesse an Beiträgen von Wissenschaftlern besteht, bei denen es auch um Interpretationen geht. Ganz persönlich und ohne Peer-Review.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift [DUZ Magazin für Wissenschaft und Gesellschaft 02/2019 vom 22.02.2019].