Aus der Rede des Juryvorsitzenden zur Preisverleihung: "Die Wahlbeteiligung fiel vom Rekord mit 114 ppb im letzten Jahre auf 66 ppb. Für die in Arbeitsschutz wie Naturwissenschaften eventuell weniger bewanderten Zuschauer sei gesagt, daß 1 ppb heißt, daß unter einer Milliarde Menschen eine Person ist, die an der Preisfrage teilgenommen hat. Dies erscheint wenig, jedoch sollte man sich vor Augen halten, daß die letale Dosis (LD50) für Plutonium schon bei etwa 300 ppb liegt. Die Auswirkungen einer Wahlbeteiligung in dieser Größenordnung auf die Preisfragenjury wurden glücklicherweise bislang nicht im Feldversuch studiert. Sie dürften ähnlich sein.

Die Kopfrechner unter Ihnen werden näherungsweise ermittelt haben, daß die absolute Teilnehmerzahl bei 433 liegt, also nicht wirklich gering ist. Von Wahlverdrossenheit zu sprechen wäre also verfrüht. Zudem ist 433 immer noch weit größer als die Zahl derer, die allwöchentlich als Bundesligakicker hektargroße Grünflächen umpflügen. Nur um die Bedeutung der Preisfrage in ein angemessenes Licht zu rücken.

Interessant ist ebenfalls die Herkunft der Wählerinnen und Wähler. Wie im letzten Jahr erhielten wir Zuschriften aus drei Kontinenten. Asien war nicht mehr vertreten, dagegen erhielten wir wieder mal Post aus Australien. Der Rest entfiel auf Europa und Nordamerika. Neu im Geschäft waren Belgien und Bulgarien. Die Holländer haben dagegen das frühe WM-Aus wohl ebensowenig verdaut wie die Schweden die schnellen Tore von Prinz Poldi. Die Folge: Totalboykott.

Wer hat die Wahl?

Preisverleihung

Die Preisverleihung fand am 23. Juni 2007 im Rahmen der Festveranstaltung der Jungen Akademie in Berlin statt. Die Festansprache hielt der Neurowissenschaftler (und Präsident der deutschen Studienstiftung) Gerhard Roth, der die Preisfrage mit einer Gegenfrage beantwortete: "Haben wir die Wahl?". Anschließend meldete sich der Jury-Vorsitzende Christian Fleischhack aus dem Wahlstudio mit Wahlanalysen und Korrespondentenberichten aus Schöneberg und Australien. Dann gab er die Wahlsieger bekannt.

Das Preisgeld wurde gestiftet von der Commerzbank-Stiftung.

Rede zur Bekanntgabe der Preisträger von Christian Fleischhack

Preisträger

1. Preis

„Brief eines Nordkoreaners“ – von Dong-Seon Chang, Tübingen

Dong-Seon Chang, geb. 1980 in Heidelberg, studiert an der Universität Konstanz Neurobiologie und schreibt zur Zeit seine Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen. Er besitzt einen koreanischen Pass.

2. Preis

„Du hast die Wahl?“ – Bild-Text-Collage von Jürgen Nielsen-Sikora, Köln

Dr. Jürgen Nielsen-Sikora, geb. 1973, lebt in Köln. Er studierte Philosophie, Geschichte, Pädagogik und Psychologie und ist derzeit akademischer Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität zu Köln.

3. Preis

„Herr Schiller hat gewählt ... “ – Kurzdokumentarfilm von Kirstin Büttner und Linda Matern, Hamburg

Kirstin Büttner, geb. 1973 in Reutlingen, studierte Geschichtswissenschaften und Lateinamerikanistik. Seit Abschluss ihres Studiums arbeitete sie an mehreren Dokumentarfilmprojekten mit (u. a. "Im Namen des Irrtums", NDR 2003).

Linda Matern, geb. 1966 in Kirgisien, hat Slawistik studiert und ist als Produzentin im Filmbereich tätig. Seit 1992 Produktion diverser Dokumentar- und Spielfilme.

Preisfrage 2006, 3. Platz