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Lullabyte
Projektbeschreibung
Musik kann Menschen auf verschiedene Weise beeinflussen. Sie ist Teil der kulturellen Praxis und fest in den sozialen Kontext eingebettet. Auf Ebene des Individuums ist das Gehirn das entscheidende Organ für das Erleben von Musik. Die Forschung über die Neurobiologie der Musik ist jedoch erstaunlich spärlich, und entsprechende Erkenntnisse sind bisher kaum in die Musikwissenschaft eingeflossen. Zugleich wächst der Markt für schlaf- und entspannungsfördernde Musik. Dabei geht letztere oft hervor aus Einzelforschungen von Klangkünstler*innen, die musikalische Best-Practice-Beispiele mit den Vorlieben und dem Vergnügen des Zielpublikums verbinden.
Im Projekt Lullabyte der Jungen Akademie kommen Forscher*innen aus sehr unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen – Musikwissenschaft, Neurowissenschaft, Informatik und Akustik – sowie interdisziplinär forschende Doktorand*innen zusammen. Gemeinsam gehen sie der Frage nach, wie musikalische Merkmale und Schlafqualität zusammenhängen. Ziel ist es, neue Erkenntnisse über die neurobiologischen Vorgänge beim Hören von Musik im Einschlafprozess zu gewinnen. Hierzu werden computerbasierte Methoden angewendet, um Effekte verschiedener musikalischer Strukturen auf Gehirn und Verhalten zu analysieren. Die Ergebnisse sollen dann eine Basis bieten, um neuartige Musikstücke zu entwickeln, die individuell zur Verbesserung des Schlafes beitragen können.
In allen Kulturen und zu allen Zeiten wurde die beruhigende oder trophotrope Wirkung von Wiegenliedern genutzt, um Kinder – oder auch Erwachsene – in den Schlaf zu wiegen. Während einige empirische Studien die These solcher „somnogenen“ Wirkungen von Musik unterstützen, ist erstaunlich wenig darüber bekannt, welche Arten von Musik und welche musikalischen Strukturen die stärkste Wirkung auf den Schlaf haben. Als Ausgangspunkt dienen daher auch musikalische Auszüge aus Wiegenliedern.
MSCA Doctoral Network „Lullabyte“
Ausgehend von diesem Projekt der Jungen Akademie wurde kürzlich ein transeuropäisches Doktorandennetzwerk aus dem Marie Sklodowska-Curie-Programm eingeworben. Das Lullabyte-Netzwerk, das zum 1.11.2022 startet, wird eine Gruppe von 10 interdisziplinären Doktorand*innen in den Bereichen Musikwissenschaft, Neurowissenschaft/Psychologie und Informatik umfassen. Ziel ist es hierbei insbesondere, sektorübergreifende Forschungskompetenzen in der empirischen Forschung zu Auswirkungen von Musik und Klang auf den Schlaf auszubilden.
Publikation
Akkermann M, Akkaya UC, Demirel C, Pflüger D, Dresler M. Sound sleep: lullabies as a test case for the neurobiological effects of music. Behavioral and Brain Sciences 2021, 44: e96. (repository.ubn.ru.nl/bitstream/handle/2066/237617/237617.pdf)