Die COVID-19-Pandemie betrifft uns alle: Ausgangssperren, Kurzarbeit, Schulschließungen, Einschränkungen im Wissenschaftsbetrieb etc. Anfangs konnten Infektionswege noch nachverfolgt und Kontaktpersonen frühzeitig isoliert werden. Mittlerweile können die Infektionsraten nur noch mit kollektiver Quarantäne und Schutzmaßnahmen reduziert werden. Wenn die Nachverfolgung von Infektionswegen nicht mehr möglich ist, ist eine massive Ausweitung von Testkapazitäten und ein breites Testen der Bevölkerung der einzige Ausweg aus dem Lockdown, da nur so ein Wiederaufflammen von Infektionsherden frühzeitig erkannt und kontrolliert werden kann. Vor dem Hintergrund der aktuellen Testkapazitäten würde es jedoch fast drei Monate dauern, um nur 10% der Bevölkerung in Deutschland zu testen - viel zu lange für eine wirkungsvolle, dauerhafte Kontrolle und Eindämmung der Infektion.

In diesem Projekt simulieren Mitglieder der Jungen Akademie Timo de Wolff (Technische Universität Braunschweig), Dirk Pflüger (Universität Stuttgart) und Martin-Immanuel Bittner (Arctoris) in Zusammenarbeit mit Michael Rehme von der Universität Stuttgart und Janin Heuer von der Technischen Universität Braunschweig verschiedene Testmethoden. Zentrale Idee ist, dass Proben nicht einzeln getestet werden, sondern zuerst in Gruppen zusammengefasst. Zum Teil werden diese Testmethoden bereits seit Jahrzehnten in anderen Kontexten eingesetzt, wie bei HIV-Tests von Blutkonserven. Aktuelle Laborstudien zeigen, dass die Methoden auch für COVID-19 Tests greifen können. Erste Ergebnisse zeigen, dass es möglich wäre, 10% der Bevölkerung in nur 10 Tagen zu testen, und dass dies zudem wirtschaftlicher ist, denn es müssten deutlich weniger Personen in Quarantäne geschickt werden.

EVALUATIONS-PAPIER

In ihrem Papier "Evaluation of Pool-based Testing Approaches to Enable Population-wide Screening for COVID-19" gibt die Projektgruppe zu COVID-19 Antworten auf die Frage, welche Diversifizierungsmethode zum Poolen am effektivsten ist, d.h., welche Methode maximal viele kranke Personen pro durchgeführtem Test findet.

Des Weiteren modelliert die Projektgruppe ein Screeningszenario der Gesamtpopulation fünf verschiedener Länder, analysiert mit sechs verschiedenen Poolingverfahren (inklusive individuellem Testen - dem Status quo) und gibt konkrete Handlungsvorschläge für Labore zu effektiven Verfahren. Hierfür hat die Projektgruppe einen Online-Rechner erstellt, der einen ersten Anhaltspunkt bzw. eine vereinfachte Prognose liefert: https://covid19.enfunction.com

Pressemitteilung | Mathematische Entscheidungshilfe - Wie Covid-19-Tests effizienter werden könnten

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