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Cautionary Tales hybriden Arbeitens
„und da muss man dann wirklich aufpassen...“: Zur Bedeutung informeller Wissensweitergabe unter Ärzt*innen in stark technisierten Arbeitssettings
Cautionary Tales, also anekdotische Schilderungen von Gefahrensituationen und vermeidbaren Fehlern, spielen in allen Professionen eine wichtige Rolle in der beruflichen Sozialisation. Besonders Assistenzärzt*innen, die eigene Verantwortung im klinischen Alltag übernehmen, lernen über diese Erzählungen von „Beinahe-Unfällen“. Diese Anekdoten werden vor allem mündlich und als Nebenbei-Erzählungen überliefert. Als Teil informeller Lernprozesse sind sie somit ein Reservoir an Wissen, das in der regulären Medizinausbildung noch wenig aufgegriffen wird.
Das Projekt Cautionary Tales untersucht diese Narrative vor dem Hintergrund, dass durch die zunehmende Digitalisierung das Zusammenspiel menschlicher und nichtmenschlicher Akteure in der Krankenbehandlung intensiviert wird. Hierdurch entstehen neue Komplexitäten und Ambiguitäten, die eigene Cautionary Tales hervorbringen (z. B. über das Überhören von Warntönen, falsch geklebte Patienten-Ids, etc.). Dieses informell weitergegebene Wissen soll über anonymisierte Einzelinterviews mit Assistenzärzt*innen erhoben und analysiert werden: Gibt es typische kritische Muster oder Verkettungen in hybriden Entscheidungssituationen? Gibt es Unterschiede in Bezug auf die Wahrnehmung der Cautionary Tales, die im Zusammenhang mit unterschiedlichen Merkmalen der Ärzteschaft stehen (z. B. kulturelle, geschlechter-spezifische, etc.)?