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Manieren!
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind in vielfältiger Weise Normen unterworfen.
Der Komplex von Sollens- und Verbotsvorschriften ist dabei sehr vielfältig und heterogen. Kodifizierte Verhaltenserwartungen, die speziell für das Handeln von Forschern formuliert wurden, wie etwa die "Grundsätze zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" der DFG, erfassen nur einen relativ kleinen Ausschnitt von Handlungen und orientieren sich unausgesprochen an ganz bestimmten Disziplinen.
Darüber hinaus bestehen vielfältige Normen für das richtige Handeln von Wissenschaftlern. Vermutlich stellen diese anderen Normen sogar den Löwenanteil und sind keineswegs weniger bedeutsam, auch wenn sie nicht in verschriftlichter Form von einer Institution erlassen wurden. Hier geht es um Konventionen, Standards, Höflichkeitsregeln und Fragen des wissenschaftlichen Stils - oder anders gesagt: Manieren. Kaum ein Handlungsfeld, für das es nicht Normen der Schicklichkeit und Klugheit gibt: Vorworte und Danksagungen, die "üblichen Bewerbungsunterlagen", die Wahl von Forschungsthemen, die Planung des eigenen Lebenslaufs ("have been in America"), die demonstrative Anwesenheit am Arbeitsplatz zu früher oder später Stunde, das geziemende Auftreten auf Konferenzen (Anreden, Titel, Gestus, Habitus, Kleidung), die Bewertung von "Modethemen", Zitierkonventionen, das Einfädeln von wohlwollenden Reviews und vieles mehr.
Die zentrale Bedeutung ungeschriebener Gesetze
Auch wenn über Details jeweils Uneinigkeit bestehen mag, besteht doch an der prinzipiellen Geltung solcher ungeschriebener Gesetze kein Zweifel. Ihre zentrale Bedeutung für das individuelle Fortkommen und für die Konstitution des Faches wird von allen Beteiligten besonders hoch eingeschätzt. Wird die Bedeutung dieser "Manieren" in den Diskussionen um wissenschaftliche Normen zu wenig berücksichtigt? Und was sagen Universitäts- und Wissenschaftssoziologie dazu?
Die AG Manieren! nahm sich vor, einerseits die bestehenden disziplinären, situativen, geografischen und weiteren Unterschiede zu berücksichtigen, andererseits aber auch vergleichbare und vergleichende Elemente zu betrachten. So wurden Fragen geklärt wie: Welcher normierende Druck geht von der zunehmenden Marktorientierung und Ökonomisierung projektgebundener Wissenschaft aus? Schlägt sich dies - über den Einfluss auf die Art der Forschung und die Präsentation der Ergebnisse hinaus - auch auf die Inhalte nieder?
Sofern Stil und Inhalt sich auch in der Wissenschaft nicht voneinander trennen lassen, müssten Stil und Manieren der Wissenschaft(ler) daher nicht wie oft als Appendix zu den "eigentlichen" Inhalten abgetan, sondern als Konstituens behandelt werden?
Mit Erscheinen des Sammelbandes "Mekkas der Moderne. Pilgerstätten der Wissensgesellschaft" 2010 hat die Arbeitsgruppe ihre Aktivität eingestellt.
Diskussionen und Expertenrunden
Die AG Manieren! hat drei Veranstaltungen organisiert, bei denen diverse Arbeitsschwerpunkte näher beleuchtet und diskutiert wurden.
Podiumsdiskussion 2008: „Forschen auf Globalesisch - verarmt die Wissenschaft durch standardisierte Sprache?“
Expertenrunde: Forschungsförderung
Expertenrunde: Forschungsförderung
Die AG Manieren! diskutierte mit den Programmdirektorinnen und -direktoren der Deutschen Forschungsgemeinschaft über "Vernetzung, Originalität und Risiko", "Transparenz" sowie "Qualitätssicherung und ihre Folgen". Anlass für die Einladung und Organisation dieser Veranstaltung durch die DFG war das Thesenpapier "Wissenschaft als Norm(al)fabrik", das im Sommer 2006 an maßgebliche Wissenschaftsorganisationen in Deutschland verschickt wurde.
Expertenrunde 2006
Praktiken der Antragstellung und Begutachtung in unterschiedlichen Fächern und Instituten
Im Anschluss an einen Workshop mit Sandra Beaufays, Michael Hartmann und Martin Mosebach im Februar 2005 in Frankfurt am Main luden Mitglieder der AG Manieren! führende Vertreter deutscher Wissenschafts- und Förderorganisationen im Januar 2006 nach Weimar ein, um die unterschiedlichen Fächerkulturen und institutionellen Praktiken von Antragstellung und Begutachtung näher zu beleuchten und kritisch zu hinterfragen.
Im Zentrum standen insbesondere die Rolle und Auswahl der Gutachter (vor allem in kleinen Fachbereichen), die Beurteilung von originellen und unorthodoxen Projekten und die Frage der Selbstnormierung durch Anpassung an ungeschriebene Regeln der Antragstellung und des Antragstils.
Publikationen
Die AG Manieren! publizierte 2010 den Sammelband "Mekkas der Moderne. Pilgerstätten der Wissensgesellschaft" und 2006 das im C.H. Beck Verlag veröffentlichte Lexikon "Der Campus-Knigge".
Presseecho
Die Aktivitäten und Publikationen der AG Manieren! wurden in einer langen Reihe von Presseveröffentlichungen gewürdigt.
Aktivitäten
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- 15.02.12
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- 04.10.10
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Forschung & Lehre
Lesen und lesen lassen - Entdeckungsreise [zu Mekkas der Moderne]. Von Ina Lohaus
Themen:
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- 07.07.10
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Frankfurter Allgemeine Zeitung
Europas Forscher in Turin: Die Primatenforscherin Julia Fischer über Fußball, gute Manieren und schlechte Kommunikation in der Wissenschaft. Von Niklas Schenck
Themen:
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- 07.07.10
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- 17.06.10
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- 15.05.09
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- 02.12.08
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- 23.06.08
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SWR 2
Kritik? Gibt es nicht mehr! Der "Campus-Knigge" ironisiert den deutschen Wissenschaftsbetrieb [Interview mit Milos Vec]. Von Reinhard Hübsch
Themen:
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- 14.01.08
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- 29.05.07
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- 03.04.07
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- 21.03.07
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- 03.03.07
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- 09.02.07
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AHA! Alles über Halle 2/2007
Der "Campus-Knigge" klärt von A bis Z über die Universität auf. Von Oliver Seifert
Themen:
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- 01.02.07
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www.literaturkritik.de
Potpourri der Unisitten. Milos Vecs "Campus-Knigge" erklärt die Manieren der Wissenschaftler. Von Bernd Blaschke
Themen:
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- 12.01.07
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Aus den Akademien [Newsletter Akademie-Union], Ausgabe 3/2006
Wer hat die Wahl? Preisfrage 2006 der Jungen Akademie wartet auf Antworten. Von Jana Schlütter
Themen:
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- 13.12.06
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www.psychosoziale-gesundheit.net
Rez. von M. Vec u. Mitarb. (Hrsg.):
Der Campus-Knigge. Von Volker FaustThemen:
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- 25.11.06
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NETZEITUNG
Der Campus-Knigge. Wissenschaftler sind eitle, neurotische Schwätzer, die nur an ihre Karriere denken? Stimmt genau. Und die besten unter ihnen wissen es selbst.
Von Michael AngeleThemen:
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- 06.11.06
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Braunschweiger Zeitung
Flotter Empfang für die Neuen: Erstsemester erlebten den TU-Präsidenten, eine Eierwurfmaschine und Auszüge aus dem "Campus-Knigge". Von Harald Duin
Themen:
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- 31.10.06
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- 30.10.06
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- 18.10.06
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Radio M94,5
Campus-Knigge. Interview mit Milos Vec. Von Maria Herrmann
Themen:
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- 14.10.06
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Deutschlandfunk
Der "Campus-Knigge". Ein Lexikon führt humorvoll in die Uni-Welt. Von Stephanie Pieper
Themen:
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- 26.09.06
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DIE ZEIT
Ein Ruf? Wer hat gerufen? Junge Wissenschaftler haben einen "Campus-Knigge" geschrieben. Wir bringen Auszüge von Ausschlafen bis Zerstreutheit. Von Eva Jost
Themen:
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- 31.08.06
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Deutschladfunk
Studiozeit: "Campus-Knigge". Manieren und Normen in der Wissenschaft. Von Bettina Mittelstraß
Themen:
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- 02.03.06
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Wissenschaft als Betrieb und Norm(al)fabrik. Fünf Anmerkungen zur Wissenschaftsförderung
In einem Thesenpapier kritisiert die Arbeitsgruppe „Manieren!“ der Jungen Akademie die Normierung der Wissenschaft sowie die Verhinderung von echter Risikoforschung und Innovation durch forschungsfremde Faktoren: Drittmitteleinwerbung, die Förderung von Forschungsverbünden, Clustern und Netzwerken und die aktuelle Begutachtungspraxis.
Themen:
2006
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Deutschlandfunk
Manieren in der Wissenschaft. Von Anreden, Beutegemeinschaften und Eitelkeiten. Von Armin Himmelrath
Themen:
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- 26.11.05
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