Rechnernetze, Spionagenetze, Verkehrsnetze, Vermessungsnetze, Produktions- und Distributionsnetzwerke, soziale Netzwerke in Kunst, Wissenschaft, Politik, neuronale Netze…. Was hören sie? Wie klingen sie? Was ist ihre Geschichte? Wer vernetzt sich mit wem? Wer verbindet sich? Wer hört mit und wie viel? Wer verstrickt sich? Wer bleibt außen vor? Was bleibt unsichtbar, aber nicht ungehört?

Mit dieser Preisfrage möchte die Junge Akademie die gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche, künstlerische und technische Tragweite von Netzen und Netzwerken thematisieren.

„Was hört das Netz?“ steht als Projekt in einer längeren Tradition von 'Preisfragen' der Jungen Akademie, darunter zuletzt auch „Eine Frage für Europa“.

Preisträger

„Audio“

„EMFaudible“ – von Lasse-Marc Riek

Wie klingt unsere Welt im nicht hörbaren Bereich? Können Leuchtstofflampen singen, Energiesparlampen brummen, Taschenrechner knattern, Waschmaschinen pfeifen, Smartphones knarren, Laptops ticken, Oberleitungen rauschen? Der Künstler Lasse-Marc Riek erkundet die ungehörten Netze elektromagnetischer Felder (EMF). Er hat Signale aus Frequenzfeldern des urbanen Raums mittels Sensoren und Detektoren eingefangen, aufgezeichnet und daraus ein Hörstück entwickelt.

„Webanwendungen“

„The Nine Billion Names of God“ – von Yashas Shetty

Das Internet wimmelt von Pornoclips. Was verbindet diese mit Gott und Spiritualität? Das Programm „The Nine Billion Names of God“ filtert Pornodateien im Internet nach dem Ausruf „Gott“. Diese „Sehnsüchte“ und „Gebete“ verwandelt das Programm in mp3-Dateien. Es endet, sobald es neun Milliarden „Rufe nach Gott“ gesammelt hat. Der Künstler verknüpft die gewaltigen Auswüchse der Pornoindustrie im Netz mit spirituellen Fragen und verweist auf Arthur C. Clarkes Kurzgeschichte „The Nine Billion Names of God“: Tibetanische Mönche versuchen, alle Namen Gottes herauszufinden mit der Intention, damit das ersehnte Ende der Welt herbeizuführen. Vor 300 Jahren entwickelten Mönche ein Alphabet, durch das sie, ihren Berechnungen zufolge, alle möglichen Namen Gottes (etwa neun Milliarden) entschlüsseln könnten. Weitere 15.000 Jahre würden die Mönche benötigen, um die Namen weiterhin handschriftlich zu erfassen. Hier setzt Yashas Shettys Projekt an und erleichtert den Mönchen ihre Arbeit.

Preisträger „Audiovisuell“

„Data Leak“ – von Fabian Hemmert

Das „Leaken“ brisanter Daten und Dokumente aus dem Netz kursiert als ein Phänomen unserer Zeit. Das Projekt „Data Leak“ ist eng verbunden mit den Veröffentlichungskanälen von WikiLeaks. Durch Raum-Klang-Erlebnisse schärft es unser Bewusstsein dafür, wie viele Daten im Internet durchsickern. In der audiovisuellen Anwendung rattert für jedes Datenleck eine Information durch das Display und erzeugt ein Geräusch. Das Gerät arbeitet ohne Sprecher und generiert jedes Geräusch maschinell. Letzteres wirkt mal beruhigend wie ein Meeresrauschen, mal störend wie ein tropfender Wasserhahn und hebt so die ambivalente Natur des „Leakens“ hervor. Technisch basiert „Data Leak“ auf einem Arduino Yún Brett, das WikiLeaks‘ Twitter und RSS Publikationen kanalisiert. Das Arduino ist verbunden mit einer elektromechanischen 3x5-Schalter-Punkt-Darstellung.