In der AG ging es um die Frage, wieso es die Sozialwissenschaften braucht und welchen Beitrag sie in modernen Gesellschaften leisten können. Obwohl die Sozialwissenschaften über die letzten Jahrzehnte sehr stark gewachsen sind, besser institutionalisiert wurden und ihre Theorien und Konzepte in der öffentlichen Debatte immer wieder eine wichtige Funktion einnehmen, wird ihre Rolle kritisiert und letztendlich in Frage gestellt. Zwei Aspekte werden regelmäßig aufgeworfen: eine angebliche Überspezialisierung sowie die Frage nach Wissenschaftlichkeit und Nutzen der Sozialwissenschaften.
Einerseits werden die Sozialwissenschaften kritisiert, zentrale soziale Veränderungen nicht vorauszusehen, zu fragmentiert und überspezialisiert zu sein und somit den gesellschaftlichen Bezugspunkt verloren zu haben. Auf politischer Ebene wird andererseits auch immer wieder die Wissenschaftlichkeit und der Nutzen der Sozialwissenschaften für die Gesellschaft in Frage gestellt. Es wird immer wieder gefordert, Forschungsgelder besser in die "richtigen Wissenschaftsfelder" wie Biologie, Chemie, Geologie und Physik zu investieren - Bereiche, in denen Entdeckungen "tatsächlich das Leben jedes Einzelnen verbessern würden".
Es sollte in der Arbeitsgruppe nicht darum gehen, einzelne Wissenschaftsgebiete gegeneinander auszuspielen. Vielmehr sollte darauf hingearbeitet werden, verschiedene Wissenschaftsbereiche als gleich wichtig zu betrachten. Dabei sollte nicht nur ergründet werden, welche unterschiedlichen Beiträge die verschiedenen Bereiche leisten. Eine zentrale Frage betraf die gegenseitige Beeinflussung. Inwiefern benötigen die Natur- die Sozialwissenschaften (bei ethischen Fragen, politikrelevanten Aspekten etc.), und wie stark haben gewisse Ansätze und Theorien in den Naturwissenschaften sozialwissenschaftliches Arbeiten beeinflusst?
Eine solche Auseinandersetzung sollte auch zu einer Selbstreflexion führen und zum Nachdenken über Defizite in den unterschiedlichen Wissenschaftsfeldern animieren. Dabei sollte sowohl wissenschaftlichen wie auch wissenschaftspolitischen Fragestellungen nachgegangen werden.