Wissenschaftspolitik (2000 - 2008)

Die Mitglieder der Jungen Akademie verfolgten ihre wissenschaftspolitischen Anliegen bis ins Jahr 2008 im Rahmen der Arbeitsgruppe Wissenschaftspolitik.

Vor allem Studien zu Doppelkarrieren von Akademikerpaaren sowie eine erste Erhebung zur Umsetzung der Juniorprofessur waren bundesweit Gegenstand der Diskussion. Weitere Studien galten der "Ökonomisierung" der Hochschulen und dem Einfluss von Unternehmensberatern auf die Wissenschaftspolitik, den Defiziten bei Berufungsverfahren und in der Forschungsförderung oder auch der Vereinbarkeit von "Karriere und Kind", wie auch die gleichnamige Publikation zu diesem Projekt betitelt war. Das Thema Forschungsförderung wurde auch im Rahmen der Arbeitsgruppe Manieren! bearbeitet, die ein Thesenpapier zu Wissenschaft als Betrieb und Norm[al]fabrik veröffentlichte.

Projekte

Die AG Wissenschaftpolitik realisierte in den acht Jahren ihres Bestehens zahlreiche, unterschiedliche Projekte. Neben Studien und Stellungnahmen zur HRG-Reform und der Einführung der Juniorprofessur sowie Untersuchungen zu Dual Careers und der Vereinbarkeit von Karriere und Kindern wurden zwei Podiumsdiskussionen organisiert.

HRG-Reform und Juniorprofessur

Zur Reform des Hochschulrahmengesetzes brachte sich die AG Wissenschaftspolitik, mit verschiedenen Studien und Veranstaltungen die Positionen des wissenschaftlichen Nachwuchses, der an der Entstehung des Reformkonzepts nicht beteiligt war, in die Diskussion ein.

Die Einführung der Juniorprofessur stand dabei im Zentrum ihres Interesses. Die Kritik der AG Wissenschaftspolitik betraf die Umsetzung, nicht die Einrichtung der Juniorprofessur: Die Ergebnisse der Befragungen zeigten deutlich die Mängel bei der Realisierung des grundsätzlich befürworteten neuen Stellenkonzepts: vielfach fehlt es an drittmittelfähiger Ausstattung, an Personal, an klaren und transparenten Evaluationskriterien und vor allen Dingen an der Einrichtung von Tenure-Track-Optionen.

Die AG Wissenschaftspolitik publizierte zum Themenkomplex HRG-Reform und Juniorprofessur mehrere Studien, die öffentlich breit wahrgenommen wurden. Die veröffentlichten Studien werden in der Rubrik „Publikationen“ näher vorgestellt.

Dual Careers

Im Rahmen des Projekts zu Doppelkarrieren in Akademikerpartnerschaften („dual careers“) wurde die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch Umfragen an Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Literaturstudien und Datenerhebungen bei WissenschaftlerInnen untersucht.

Ausgangspunkt des Projekts war eine Befragung zur Problematik doppelter Karrieren in Akademikerpartnerschaften, die im Sommer 2001 von der AG Wissenschaftspolitik an allen Einrichtungen im Hochschulbereich durchgeführt worden war. Die Ergebnisse der Befragung wurden im Juni 2002 als Broschüre und im Internet als pdf-Datei veröffentlicht. Im Auftrag der AG Wissenschaftspolitik erarbeitete die Projektmitarbeiterin Alessandra Rusconi außerdem Literaturstudien zum Forschungstand der "Dual Career"-Forschung in Europa und den USA sowie zur Politik nordamerikanischer Hochschulen in dieser Frage. Alle Studien wurden im Sommer 2002 als pdf-Dateien im Internet veröffentlicht. 2003 folgten empirische Analysen mit dem Mikrozensus 1997 zu Alters- und Erwerbskonstellationen in Akademikerpartnerschaften sowie weitere Untersuchungen mit dem Mikrozensus 1971-1997, die im Frühjahr 2004 online veröffentlicht wurden.

Karriere und Kind

Zur Frage der Vereinbarkeit von Mutterschaft und Wissenschaft als Beruf wurden verschiedene Autorinnen gebeten, ihre individuellen Erfahrungen als Mütter und Wissenschaftlerinnen im Wissenschaftssystem darzustellen. Die Aufsätze und Interviews erschienen 2005 unter dem Titel „Karriere und Kind“ im Campus Verlag, Frankfurt am Main. Nähere Informationen zum Forschungsprojekt und zu der Buchpublikation finden sich in der Rubrik „Publikationen“.

Zur Zukunft von Forschungsratings

Anlässlich der im Jahr 2007 durchgeführten Pilotstudie Forschungsrating des Wissenschaftsrates setzten sich Mitglieder der Arbeitsgruppe Wissenschaftspolitik mit Fragen der Evaluation von Wissenschaft auseinander. Die Arbeitsgruppe lud den Referatsleiter Forschung der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrats ein, die Studie im Herbst 2007 dem Plenum der Jungen Akademie vorzustellen. Aus den Diskussionen der AG Wissenschaftspolitik entstand auch ein Thesenpapier zur Problematik von Forschungsratings (siehe hierzu die Rubrik Publikationen). Abschließend führte die Arbeitsgruppe im April 2008 in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion zur „Zukunft von Forschungsratings“ durch.

Hochschuldidaktik

Zu den ersten Themen, mit denen sich die Gründungsmitglieder der AG Wissenschaftspolitik beschäftigten, gehörte die Verbesserung der Lehre an Hochschulen. Die Mitglieder kritisierten, dass die hochschuldidaktische Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses keinen festen Platz im Curriculum hatte, obwohl die dringende Notwendigkeit des Erwerbs hochschuldidaktischer Fähigkeiten seit geraumer Zeit erkannt worden sei.

Um zur stärkeren Beachtung und zur Veränderung dieser Situation beizutragen, sammelte die Arbeitsgruppe Informationen über hochschuldidaktische Angebote der Hochschulen. Außerdem institutionalisierte die AG Wissenschaftspolitik das regelmäßige Angebot hochschuldidaktischer Kurse im Rahmen der Jungen Akademie.

Bildung und Beratung

2004 widmete sich eine Untergruppe der AG Wissenschaftspolitik unter dem Stichwort „Bildung und Beratung“ grundsätzlich der Ökonomisierung der Hochschulen und der Rolle, die insbesondere Unternehmensberatungsfirmen beim „Policy Making“ im Bereich der Wissenschaftspolitik spielen. Zunächst wurde der Frage nachgegangen, welche Institutionen gegenwärtig an der Gestaltung der Wissenschaftspolitik beteiligt sind, und ein umfangreicher Reader dazu erstellt. Der Reader wurde im September 2004 online als PDF-Datei zur Verfügung gestellt.

Die Arbeit der Untergruppe endete mit einer Podiumsdiskussion im Rahmen einer Plenarsitzung der Jungen Akademie mit Bernhard Kempen (DHV), Tassilo Schmitt (CHE) und Oliver Schöller (WZB), moderiert von Cord Müller.

Reader "Bildung und Beratung" (PDF)

Konkurrenz und Kooperation

Aus Diskussionen innerhalb der AG Wissenschaftspolitik zum Thema "Hochschulen der Zukunft" entstand ein Thesenpapier mit Vorschlägen zur Verbesserung der Berufungsverfahren in Deutschland. Das Papier wurde von Giovanni Galizia und Julia Fischer verfasst und im Sommer 2005 online veröffentlicht.

Thesenpapier "Konkurrenz und Kooperation" (PDF)